Schrecklich. Dieses eine so einfache Wort beschrieb die gesamte Situation wohl am besten. Noch vor einigen Wochen, da waren sie bereits nur wenige Mitglieder im Rudel. Sie alle hatten den Gedanken an ein feindlich gesinntes Rudel zu verarbeiten gehabt und es war wieder Normalität in ihrem Leben eingekehrt, soweit das eben ging. Man ging gemeinsam jagen, man lachte zusammen. Von dem anderen Rudel fehlte jede Spur und man machte sich vorerst nicht so große Sorgen um dieses. Aber all der Spaß stand derzeit nicht auf dem Programm. Vor ein paar Tagen verließ Seneca das Rudel und Kumori folgte ihr. Dann, bei der Jagd vor ein paar Tagen, nach einer Lawine im Gebirge verscholl Black Rose und Selena wurde von ihr und Force tot aufgefunden. Nicht, dass es genug war, dass fast alle Mitglieder gegangen waren. Nein, es musste noch eins oben drauf kommen. Ohne Selena gab es keine Leitwölfin mehr. Aber andererseits... wen gab es überhaupt noch? Da gab es sie selbst, ihren Gefährten Force und den kleinen Maya Tooke. Damit hat sich das auch schon, mehr Wölfe blieben nicht übrig. Traurig blickte sie gen Himmel. Noch vor gar nicht all zu langer Zeit, ziemlich zum Beginn des Winters, da schlug sie hier bei diesem Rudel, in diesem Revier auf. Damals fand sie hier einiges an Glück, was sie zuvor vergeblich suchte. Natürlich stellte Force ihr größtes Glück dar. Er war auch ihr Stern, nach dem sie greifen konnte in der Not, der sie stützte und aufrecht hielt. Er gab ihr Kraft alles durchzustehen. Doch wie sollte es nun weiter gehen? Was war mit dem anderen Rudel? Denn von diesem hatten sie seit der Lawine keinen Ton mehr gehört. Ob es sie ebenfalls erwischt hatte bei der Lawine?
Sie erhob sich und ging in die Rudelhöhle. Maya vergnügte sich weiter draußen, er schien trotz allem ein munteres Kerlchen zu bleiben. Wie schön! In der Höhle erwartete sie bereits Force. Langsam ging sie zu ihm, der Blick getrübt von ihren Sorgen. Dennoch brachte sie ein Lächeln zustande, als sie ihn ansah, in seine wunderschönen Augen blickte. Midi begrüßte ihn herzlich in dem sie ihren Kopf an seinem Hals rieb. Tief atmete sie seinen Duft ein, der ihr Ruhe spendete. Er war da!
Na mein Lieber...
,sprach sie leise und voller Liebe in sein dichtes Fell. Egal ob er ihre Worte genau verstand oder nicht, er würde wissen, was sie eben sagte. Natürlich war ihr klar, dass sie reden mussten, darüber wie es weitergehen sollte. Ob sie das Rudel und damit das Revier aufgeben sollten und mit Maya weiterziehen auf der Suche nach einem neuen Rudel oder ob sie einen Neustart wagen sollten. Ewig konnten sie nicht im ungewissen leben und danach, immer rudellos und als Streuner zu leben, sehnte es stolze Schwarze nicht sonderlich. Aber jetzt wollte sie erstmal nur Spaß mit ihrem Gefährten und die Zeit mit ihm genießen. Spielerich stupste sie ihn an, schwang beide Vorderpfoten auf seinen Rücken und zog leicht an seinem Ohr.